Leckere Mitbestimmung – Produkttester beim echten Bäcker

Stephan Blödel ist einer jener Menschen, die als „Produkttester“ der Bäckerei Huth ständig auf der Suche nach dem echten Geschmack beim echten Bäcker sind. Ebenso wie Bianca Wolff beschäftigt sich Blödel sehr viel mit Nahrungsmitteln, im Job wie privat. Sie ist Tiertherapeutin (ja, in ihrem Beruf geht es dabei auch um die Ernährung von Tieren), er arbeitet als Ernährungsberater. Klar, dass die Experten zudem in ihrem Alltag darauf achten, was sie essen und wo es herkommt. Bianca Wolff und Stephan Blödel sind also genau die richtigen für die sehr leckere Aufgabe als freiwillige Produkttester.

Produkttests gibt es beim echten Bäcker nicht in regelmäßigen Abständen, nicht sklavisch vierteljährlich oder alle zwei Monate, vielmehr immer dann, wenn die Limburger Meisterbäcker sich etwas Neues haben einfallen lassen, wie zuletzt eine Müslistange – bei der Bianca Wolff übrigens hofft, dass sie Einzug ins Sortiment halten und demnächst in den Fachgeschäften zu kaufen sein wird.

Eine unabhängige Meinung von Kunden
Bevor die Bäcker also etwas Neues in die Auslage bringen, wird das Erzeugnis nicht nur in der Backstube auf Herz und Nieren geprüft, probiert und verbessert, bis man im Hause Huth zu hundert Prozent von der Qualität überzeugt ist, sondern auch denjenigen, die es später essen sollen, vorab zum Kosten präsentiert: den Kunden. Das sind Wolff, Blödel und ihre „Kollegen“ allesamt: Huth-Kunden – unabhängig und bewusst nicht Teil des Teams. Ganz ungetrübt soll ihre Meinung sein, sie brauchen sich keine Gedanken darüber machen, wie und ob sich ein Produkt gut verkaufen lässt oder über dessen Herstellung. Einzig von ihrem eigenen Geschmack sollen sie sich leiten lassen.

Bianca Wolff ist ein echter Huth-Fan. „Hier stimmt das Preis-Leistungsverhältnis“, urteilt die kritische Kundin.

Ein Aufruf im Internet brachte den Stein ins Rollen
Produkttester kann grundsätzlich jeder werden. Bianca Wolff kam über Facebook an den „Job“. „Ich habe die Facebook- Seite der Bäckerei Huth ,geliked‘, weil ich sehr überzeugt von den Produkten bin. Huths sind zwar etwas teurer als manch anderer, bieten dafür aber auch deutlich mehr“, erzählt sie. „Als dann bei Facebook der Aufruf kam, dass man sich als Produkttester melden kann, habe ich das sofort gemacht.“ Auch Stephan Blödel kam über das Internet an die Aufgabe, er hat den Newsletter der Bäckerei Huth abonniert. Das Prozedere ist denkbar einfach: wann immer es etwas Neues aus dem Hause Huth geben soll und die externen Tester gefragt sind, werden sie auf dem elektronischen Wege angeschrieben und gefragt, ob sie auch diesmal wieder dabei sein möchten. Im Falle einer positiven Rückmeldung können sie sich in einem Bäckereifachgeschäft ihrer Wahl eine Tüte mit dem Test-Objekt abholen. Und dann kommt der sicherlich schönste Teil der Aufgabe: das Essen.

Alle Tester bekommen eine Auswertung des Produkttests
Später am gleichen Tag erreicht die Mitwirkenden ein Fragebogen. Jetzt gilt es, das verspeiste Produkt zu bewerten. Der echte Bäcker möchte zum Beispiel wissen, ob die Tester das Produkt im Laden überhaupt kaufen würden. „Die Fragen sind sehr realistisch“, lobt Wolff. Zudem mag sie, dass „man auch frei formulieren kann, was einem gut oder nicht so gut gefällt.“ „Es geht sehr ehrlich zu“, bestätigt Stephan Blödel. „Die Huths machen das nicht suggestiv, wollen nicht, dass man etwas für gut befindet, sondern erbitten sich eine ehrliche Meinung. Vor allem ist das Verfahren kein Fake! Man bekommt hinterher eine Auswertung, bei der man sehen kann, wie viel Prozent der Mitwirkenden welche Aussage getroffen haben. Das ist sehr transparent.“ „Ich fühle mich ernstgenommen“, ergänzt Bianca Wolff. Apropos ernstnehmen. Hier kommen die bereits erwähnten Müslistangen ins Spiel, die den Test-Essern als jüngste Leckerei aus der Backstube präsentiert wurden. Die Stangen gehen nämlich zum Teil auf das Konto der Tiertherapeutin: „Ich habe selbst mal in einer Bäckerei gearbeitet, die es mittlerweile nicht mehr gibt. Dort hatten wir tolle Müslibrötchen.“ Die Mutter von zwei Kindern dachte sich: „Wenn einer sowas backen kann, dann Huths.“ Sie wandte sie sich an den echten Bäcker, mit der Bitte, doch einmal ein solches Brötchen ins Programm aufzunehmen. In der Backstube am Schlag fand man den Vorschlag der Kundin so gut, dass das Produkt – nun als Müslistange – doch hergestellt wurde. Bei Wolff herrschte Begeisterung, als sie die Einladung zum Müslistangen-Probe-Essen las. „Sie ist noch nicht ganz so, wie ich sie im Kopf habe“, merkt Wolff an, „für mich gehören halt Rosinen statt der Cranberries hinein. Aber das habe ich auf dem Fragebogen deutlich gemacht.“

Ein Herz für echtes Handwerk und natürliche Zutaten
Bianca Wolff und Stephan Blödel, die sich – ob beruflich oder privat – sehr viel mit qualitativ hochwertigen Nahrungsmitteln beschäftigen, sind überzeugte Huth-Kunden, schätzen, dass in der Backstube noch echte Handwerkskunst gelebt wird und für Kartoffel-Karotten- Kürbis-Brot und Co. nur natürliche Zutaten verarbeitet werden, oftmals aus der Region, wie die Kürbiskerne von Steffen Heckelmann aus Mensfelden („Zeit für Brot“ berichtete). Ein Ansatz, der bei Stephan Blödel einen Nerv trifft. Er sei gerne bereit, für hochwertige Nahrungsmittel mehr Geld zu zahlen. Discounter-Brötchen etwa, die mitunter aus Teiglingen aus China hergestellt werden, kommen bei den beiden Produkttestern nicht in die Tüte. „Da hat der Verbraucher auch eine Mitverantwortung. Ich bin immer dafür, lieber 20 Cent mehr für ein Brot auszugeben, das vernünftig ist. Damit zeige ich Respekt vor dem Lebensmittel und dem Hersteller.“

Stephan Blödel: „Essen wieder mehr wertschätzen“
Blödel bedauert, dass viele Menschen in Deutschland nicht bereit sind, für hochwertige Nahrungsmittel Geld auszugeben. Gleichzeitig plädiert der Ernährungsexperte dafür, regional und saisonal zuzugreifen. Fast künstlich müsse man sich das Verhalten früherer Generationen, die sich von dem ernährt haben, das Saison hatte, wieder antrainieren. Durch den eigenen Einkauf könne jeder dazu beitragen, dass heimische Betriebe, die hochwertige Nahrungsmittel verarbeiten und produzieren, unterstützt werden. „Essen ist doch so etwas Intimes, schließlich führt man etwas in seinen Körper ein, ich kann nicht verstehen, wie man das so wenig wertschätzen kann.“