Faire Bohnen aus Billbrook für den echten Bäcker

Faire Bohnen aus Billbrook für den echten Bäcker
Albert Darboven (Mitte) ist der Chef der gleichnamigen Rösterei. Weht der Wind aus Südost duftet es beinahe in ganz Hamburg nach den aromatischen Bohnen, die auch beim echten Bäcker aufgebrüht werden oder als „Idee Kaffee“ im Handel sind. Sascha (links) und Dominique Huth erfahren bei der Kaffeestunde viel aus dem Leben Darbovens, der schon vor sechs Jahrzehnten kleine Kaffeebauern in Mittelamerika aufsuchte.

Albert Darboven, das „Gesicht von ‚Idee Kaffee‘“, lädt die Huth-Brüder an seine Kaffeetafel und zeigt in seiner Hamburger Rösterei, wie „Café Intención“ hergestellt wird.

Mögen auch einige seiner Mitarbeiter ebenfalls im Raum sein: Dominique und Sascha Huth einen Kaffee einschenken, das übernimmt Albert Darboven selbstverständlich selbst! Der inzwischen fast 82-Jährige ist nicht nur der Chef der Hamburger Traditionsrösterei, sondern „das Gesicht“ der vielen, vielen Werbespots unter anderem für „Idee Kaffee“, die Generationen von Fernsehzuschauern unvergessen sind. Wie es nach vollmundigem Filterkaffee duftet am großen Holztisch in der Unternehmenszentrale in Hamburg-Billbrook – und offenbar allen schmeckt. Vor der geselligen Runde hatten sich die Brüder aus der Limburger Bäckerei angesehen, wie bei Darboven Kaffee geröstet und Tee verkostet wird. Denn in den 23 Bäckereifachgeschäften des echten Bäckers ist ausschließlich fair gehandelter Darboven „Café Intención“ sowie der ebenso aus der Hafenstadt kommende „Eilles“-Tee im Ausschank

Alte Kaffeemühlen, die Urkunde einer amerikanischen Burger- Kette für ihren Lieferanten, der Gründerpreis für das Lebenswerk Darbovens, historische Blechdosen und frühe Kaffeepakete: Eine Menge Erinnerungsstücke stimmen den Besucher schon im Eingangsgebäude auf aromatische Bohnen ein. Es ist eher ein kleines Museum, in dem auch der Pförtner seinen Arbeitsplatz hat. Einige Sitzmöbel im Wartebereich sind mit bedruckter Jute von Kaffeesäcken bezogen; ein „Fairtrade Award“ ziert ebenfalls eine Wand. Etwas weiter, im Treppenhaus zu Albert Darbovens Büro, steht er: jener legendäre Ledersessel, auf dem der Firmenchef in etlichen Werbespots saß und seine gerösteten Erzeugnisse anpries. Kaffee ist weiterhin das liebste Getränk der Deutschen: Gut 160 Liter pro Jahr trinkt jeder im Landstatistisch gesehen. Bier hingegen kommt nur auf eine Jahresmengevon 106 Litern. Klar, dass für die Befriedigung einer solchen Nachfrage entsprechende Mengen Rohkaffee geerntet und beispielsweise bei Darboven geröstet werden müssen: 24-Tonnen- Lastzüge bringen die rohen, meist grau-grünlichen Bohnen raus nach Billbrook. „Die Entleerung eines solchen Zuges dauert eine Stunde“, erläutert Marco Roos, der Betriebsleiter. 250 Tonnen des per Lkw gelieferten Rohkaffees könne man in eigenen Silos lagern – das reiche für eineinhalb Tage… „Die Lkw bringen den Rohkaffee von der ‚Kala‘“, erklärt Roos. Dort, am Hamburger Hafen, werde die Hälfte des deutschen Rohkaffees umgeschlagen. Die „Kala“ („Kaffeelagerei“) gehört zur Neumann Kaffeegruppe, dem nach eigenen Angaben weltweit führenden Rohkaffeedienstleiter. Er baut selbst an, exportiert und importiert Rohkaffee, lagert und transportiert Kaffeebohnen.

Kombination

Faire Bohnen aus Billbrook für den echten Bäcker
Mögen auch einige seiner Mitarbeiter ebenfalls im Raum sein: Dominique und Sascha Huth einen Kaffee einschenken, das übernimmt Albert Darboven selbstverständlich selbst!

Für die rohen Bohnen, die von der „Kala“ nach Billbrook gebracht werden, haben Marco Roos und seine Mitarbeiter Röstprofile für rund 120 Sorten hinterlegt. Jede Bohne soll mit einer optimalen Kombination aus Röstdauer und -temperaturen so veredelt werden, wie ihn die Freunde von „Idee Kaffee“, „Sansibar“, „Eilles“, „Alfredo“ „Burkhof“ oder „Mövenpick“ am liebsten genießen (um einige weitere Marken zu nennen, die aus Darbovens Rösterei stammen). Doch neben den Röstmaschinen, das beeindruckt Dominique und Sascha Huth während der Führung mit Marco Roos, rattern ebenfalls etliche Mühlen. Über 90 Prozent des Kaffees, so erfahren die echten Bäcker, werden in Deutschland weiterhin ganz „gewöhnlich“ als Filterkaffee konsumiert – Spezialitätenmaschinen oder „cold-brew“-Trends hin, Siebträger und Baristaschulungen her. Darum wird in Billbrook eben auch sehr viel gemahlen – und das frische Kaffeepulver ein Stockwerk tiefer direkt in Vakuumpakete eingeschweißt. „Nach dem Rösten bleibt der Kaffee erst einmal im Silo und gast aus“, schildert Fachmann Roos. CO2, CO, Stickstoff und Stickoxide würden abgegeben. Während dieser Phase sind die Behältnisse in entsprechenden Anzeigen blau dargestellt. Wechselt die Farbe auf Orange – die- Darboven-Hausfarbe –, sind die Silos für die Produktion freigegeben. Bis zu zehn Stunden werde der Röstkaffee nach der Röstung zwischengelagert: „Sie müssen also ganz schön aufpassen: Welcher Kaffee wird in welcher Menge in zehn Stunden unten in der Produktion gebraucht?“

Transportband

Dort stehen die Limburger Bäcker nun, hygienisch in darbovenorange Kittel gehüllt, mit Haarnetzen auf dem Kopf – und staunen: Vor ihnen befördert eine eindrucksvolle Apparatur 500-Gramm-Kaffeepakete über mehrere Etagen von der Abfülllinie nach oben gen Hallendach, von wo aus ein Transportband sieweiter zum Lager beziehungsweise Versand schafft. „Café Intención“ steht auf den Paketen – genau jene „Fairtrade“-Sorte, die in den Bäckereifachgeschäften zwischen Hadamar und Hattersheim beim echten Bäcker ausgeschenkt wird. „Fairtrade“ versucht, Kaffeekleinbauern-Familien zu stärken, ihnen mehr Gehör auf dem weltweiten Kaffeemarkt zu verschaffen und Mindestpreise zu garantieren. Auch soziale Begleitprojekte, Investitionen in Infrastruktur und Bildung sind wichtige Bestandteile des Konzepts. Wie die gelben Päckchen in der Vorrichtung tanzen, die wie ein großes Regal mit bewegten Böden aussieht! Dominique und Sascha Huth blicken ihnen eine Weile hinterher. Dann mahnt Marco Roos zum Weitergehen: es gibt noch so viel zu sehen in Darbovens Rösterei. Etwa die Kommissionierung der Kundenaufträge: Computerunterstützt werden dort nicht nur die gewünschten Tee- und Kaffeesorten zusammengestellt, sondern auch aus einem Bestand von rund 2.000 ichtkaffeeartikeln“ alles an Zubehör mitgeliefert, was der Kunde benötigt! Tassen mit entsprechenden Logos, Untertassen, Tabletts, Schürzen, Servietten – „alles, was Sie brauchen, um ein komplettes Café zu betreiben“, schmunzelt der Betriebsleiter. Die kleinste Bestellmenge sei eins, ergänzt er, nicht ganz ohne Stolz. 600 bis 1.200 Aufträge würden so am Tag auf den Weg gebracht und direkt in einen an einer Laderampe parat stehenden DHL Container verladen, der dreimal täglich von der Post abgeholt werde. „Bis 80 Kilo Sendungsgewicht gehen so raus, darüber beauftragen wir Speditionen.“ Kaffee nicht nur zu rösten, sondern in Päckchen abzupacken und zu versenden, war in der gesamten Firmengeschichte eine wichtige Dienstleistung. Denn als Johann Joachim Darboven sein Unternehmen in Hamburg 1866 gegründet hatte, handelte er nicht nur mit ganzen Bohnen, wie damals üblich. Er verschickte bereits kleine Kaffeepakete und in Würfel zerlegten Zucker per Post an die Kunden – die Idee kam hervorragend an.

Jahresbedarf

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Der „Café Intención“ interessiert Sascha (links) und Dominique Huth bei der Röstereibesichtigung besonders, gibt es diese Darboven-Sorte doch auch in ihren 23 Bäckereifachgeschäften.

Die Bäckerei Huth, seit 2004 Kunde bei Darboven, benötigt ein paar hundert Kilo Kaffee im Jahr. Das klingt nach relativ viel. Doch bei Darboven lagern sie bei Bedarf bis zu 350 Tonnen Röstkaffee in weiteren Silos, mithin ein Vielfaches des Jahresbedarfs beim echten Bäcker. Bäcker und Kaffeeröster passten sehr gut zusammen, meint Albert Darboven: „Ich schätze die Bäcker sehr – es sind Handwerker wie wir!“ Dann nimmt er wieder einen Schluck Kaffee. Außen zieren die Tassen Kaffeekirschen am Strauch als Dekor, innen geröstete Bohnen. Was sonst!

„Ich bin die vierte Generation hier im Unternehmen. Man hat mir schon als Kind beigebracht, dass man anständig mit Menschen umgeht – ob die nun einen Kittel anhaben oder einen Nadelstreifenanzug“, betont Darboven. Und tatsächlich: Mitarbeiter erzählen, wie sie zu Beginn ihrer Tätigkeit bei der Rösterei erschraken, als plötzlich und unerwartet die Telefonnummer des Chefs im Display auftauchte – der dann lediglich persönlich zum Geburtstag gratulieren wollte. Und überhaupt ist Albert Darboven ein überaus unterhaltsamer Gastgeber. Aus seinem Leben als Kaffeeröster hat er viele amüsante Anekdoten parat. Etwa jene, wie er, inspiriert vom „Muckefuck“, der kriegsbedingt aus vermahlenen Zichorienschnitzeln, aus Milokorn oder Feigen und Getreide hergestellt wurde, „als Kind die ausgespuckten Dattelkerne zu Weihnachten eingesammelt habe und hierher in die Rösterei gefahren bin. Weil ich wissbegierig war. Und dann habe ich die Dattelkerne auf unserem Probenröster geröstet. Anschließend gemahlen – und dann ging die Mühle kaputt. Da bekam ich aber richtigen Ärger!“ (lacht) Allerdings verdeutlicht dieser Schwank zugleich den Einfallsreichtum und Geschäftssinn Darbovens: Er goss die Kerne mit heißem Wasser auf, probierte („Das schmeckte gar nicht schlecht“) und erzählte seinem Vater von der Entdeckung. Der klärte, ob die Lebensmittelüberwachung Bedenken habe, was nicht das Fall war. Wenig später entsandte Albert Darbovens Vater jemanden nach Teheran, „und dann wurden tonnenweise Dattelkerne geholt – und die gingen dann in den ‚Koff‘. Wenn Sie so 13, 14 Jahre alt sind, ist diese Geschichte schon ein Erlebnis“, beschreibt Albert Darboven nachdenklich.

Ascheimer

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Mahlkaffee, so Marco Roos (im weißen Kittel), sei einfacher zu befördern. Ungemahlener Röstkaffee hingegen werde zum Teil nur per Vibrationen durch die Rösterei transportiert, „damit er nicht kaputtgeht und 95 Prozent in der Packung ganze Bohnen seien.

Wer nun meint, der Röstereichef sei ein alter Herr kurz vorm Ruhestand, der lediglich mit Erinnerungen an frühere Zeiten zu unterhalten weiß, irrt. Ein Satz wie „Wir müssen uns der digitalen Welt stellen“, kommt ebenso im selben Gespräch aus seinem Mund wie Weltkriegserinnerungen: Derzeit, erzählt Darboven den Huth-Brüdern, arbeite seine Verwaltung daran, das Papier möglichst komplett abzuschaffen und alles per Bildschirm zu erledigen. „Der Papierkorb soll verschwinden – dann gibt es höchstens noch einen Ascheimer für Bananenschalen“, wird er gleich wieder pointierend. Neue Ideen haben das gesamte Berufsleben Albert Darbovens geprägt und wohl den Erfolg begründet. Wie damals, als er seinen Onkel förmlich breitschlagen musste, als erstes Gesicht des Hauses vor die Kamera zu gehen und „Idee Kaffee“ filmisch anzupreisen. „Ich? Nein, kommt nicht in Frage“, sei die ablehnende Antwort des Oheims gewesen. Albert Darboven allerdings blieb hartnäckig, es gelang, den Onkel doch zu überreden. „Und dann hat er einen solchen Erfolg gehabt, dass er jeden Morgen einen Wäschekorb voll Fanpost ins Büro bekam! Zur Postbesprechung bin ich immer gerne hingegangen – da gab es immer ein paar gute Adressen.“ Wieder schallendes Gelächter.

Frontmann

Albert Darboven macht keinen Hehl daraus, dass in seiner langen Unternehmertätigkeit auch schwierige Momente zu meistern waren: „Es kam der Tag, da wurden meine Cousinen auf der anderen Seite der Elbe von Jacobs aufgekauft – zusammen mit Klaus Jacobs habe ich übrigens gelernt, er ist mein Jahrgang. Und Jacobs wollte uns ebenfalls kaufen. Dann musste ich meinen Onkel leider vom Bildschirm ‚verräumen‘, da die Verbraucher im Supermarkt den alten Mann Nikolaus Darboven nicht mehr schätzten“, blickt Albert Darboven zurück. „Mein Onkel war natürlich todunglücklich, aber wir merkten, dass uns das nicht mehr passende Werbeformat auf den Umsatz drückte. Anschließend haben wir zehn Jahre verstreichen lassen, und dann kam der Ruf, dass ich den Job als ‚Frontmann‘ übernehme.“ In der Folge habe man sich „alles Mögliche“ überlegt. Auch die Sache mit dem weißen Sessel; dem aus dem Foyer: „Da saß ich zum Beispiel in der Leuser. Es kam ein Paddler vorbei und fiel vor Erstaunen fast aus seinem Kanu! Dann wieder saß ich im Rapsfeld – und habe gefroren, weil ich für den Dreh stundenlang ausharren musste, bis das Bild in Ordnung war. Aber ich bekam dann auch ganz gute Post… Und jetzt haben wir Friedrich und Max von Thun engagiert für unsere Marke ‚Eilles‘. Ich habe gerade gestern hier im Haus verdeutlicht, dass wir auch für ‚Idee Kaffee‘ erneut etwas machen müssen. Ich wäre bereit, mich abermals zu stellen – auch im weißen Sessel…“ Den habe er vormals für einen Werbespot sogar auf die Lange Anna, das Wahrzeichen Helgolands, stellen wollen. „Aber der Bürgermeister lehnte meine Anfrage ab, er hatte Angst, es könne etwas passieren. Doch das wäre ein Gag gewesen!“

Faire Bohnen aus Billbrook für den echten Bäcker
Auch das Gemälde hinter dem „Werbesessel“ hat mit Kaffee
zu tun, zeigt dessen Weg vom Pflücken, über das Waschen
im Fluss, bis zum Trocknen unter der Sonne El Salvadors.

Ideen hat der Mann. Das war auch 1956 so. Albert Darboven hatte die Lehre beendet, sein Lehrherr schickte ihn nach Mittelamerika, weil er dort eine Agentur eröffnen wollte. „Als ich dann nach El Salvador kam, habe ich sofort gespürt: dort gibt es nur Reich – oder Arm. Dazwischen das Militär, von den Reichen finanziert. Siebeneinhalb Millionen arme Schlucker! Damals habe ich die ganzen Kaffeepflanzer kennengelernt, auch ganz kleine, die wenig mehr als einen Schrebergarten bewirtschafteten, aber ihr Pflänzchen liebten. Da ging es los, dass die Coca-Mafia kam und mehr Geld bot, wenn Kaffeebüsche verschwanden und Coca angebaut wurde. Dadurch ist ‚Fairtrade‘ entstanden, um demetwas entgegenzusetzen.“ Als Darboven 1991 mit „Fairtrade“-Kaffee im großen Stil anfing, kostete die herkömmliche Tonne an der Börse in New York 56 Dollar, erinnert er sich. „Und ‚Fairtrade‘ bekam 135. Da bin ich sofort auf den Zug aufgesprungen. Meine Mitbewerber haben mich bald einen Kopf kürzer gemacht: Die dachten, ich wäre ‚ein Terrorist’, ein ‚ganz linker Vogel‘. Alle haben sich aufgeregt – heute tun die anderen so, als hätten sie das Prinzip erfunden.“ Albert Darboven engagiert sich an vielen anderen Stellen, in weiteren Initiativen sozial; im Projekt „H.E.L.P“ zum Beispiel oder für die katholische Friedensstiftung. Doch warum? „Wenn Sie 1936 geboren sind“, antwortet er ruhig, „wenn Sie Bombennächte und ‚Gefangenentische‘ erlebt haben, all das gesehen haben, was ich gesehen habe: irgendwo bleibt das hängen. Das Leben besteht aus Geben und Nehmen.“ Und im nächsten Moment ist Albert Darboven nach nachdenklichen Sätzen wieder unvorstellbar locker und reißt weitere Witze, sehr zur Freude seiner Gäste von der Lahn. Es ist einfach unglaublich, was dieser Mann über Kaffee weiß! Welche Vorzüge Bohnen aus Äthiopien haben („sehr ursprünglich, blumig im Geschmack“), welche Länder mit welchen Sorten welchen Anteil am Kaffeemarkt beisteuern, was die Bohne Maragogype von der Robusta unterscheidet oder, dass Kaffee als Handelsgut dem Wert nach das zweitwichtigste Handelsgut nach dem Erdöl ist. „Das wissen die wenigsten.“

Colt

Albert Darboven weiß es. Er lebte mehrere Jahre in Mittelamerika, heiratete dort seine erste Frau, war zu Pferd mit Indios unterwegs, bewaffnet mit einem Colt. „Das war damals so in El Salvador: so, wie heute jeder eine Kamera im Handy dabei hat, hatten die ihre Pistole. Wenn wir abends eingeladen waren, dann gab es einige Gastgeber, die forderten Sie auf, den Colt an der Garderobe aufzuhängen und nicht bei Tisch zu tragen.“ Über Tee, das gibt der Firmenchef zu, wisse er erheblich weniger. „Frau Albrecht und Frau Lässig: die haben es drauf!“, lobt er begeistert. „Dagegen sind wir Waisenknaben. Die reden über mehr als 300 Sorten. (Anm. d. Red.: Ein ausführlicher Bericht über Darboven-Tee folgt in der nächsten „Zeit für Brot“). Gerade auch mit ‚Eilles’-Tee sind wir sehr erfolgreich. Die Firma aus München haben wir 1986 übernommen, und da bekamen wir endlich die Teekompetenz. Frau Albrecht hat das richtig großgezogen. Und auch in Österreich, der Schweiz, Polen und Tschechien sind wir mit Tee im „out-ofhome“- Segment sehr gut unterwegs, sehr gut!“ (Anm. d. Red.: „Out of home“ bezeichnet die Außerhausversorgung wie beispielsweise in Hotels.)

Der Besuch endet logischerweise, wo er angefangen hat: im Pförtnerhäuschen. Das zieren auffällige Graffiti! „Das ist ein Weltklassekünstler, Herr Genesius“, wirft Albert Darboven sofort begeistert ein. „Der ist sensationell, der Mann!“ Anfänglich, ja, habe er gedacht, Graffiti sei „eine Wandschmiererei“. Doch dann engagierte er Genesius sogar für die Gestaltung des Firmengebäudes mit Graffiti: „Auch da liegt eine Kunst drin.“ Eine Kunst, ganz eindeutig, beherrscht Albert Darboven auf jeden Fall selbst: positiv durchs Leben zu gehen, schwierige Situationen als Unternehmer zu meistern, respektvoll mit Menschen umzugehen und Erfolg und Freundlichkeit zu vereinen. Ach ja: Guten Kaffee röstet er auch noch! Das kann jeder in einem der 23 Bäckereifachgeschäfte des echten Bäckers schmecken.

Quelle Zeit für Brot – Ausgabe 9 – Text und Bilder:Uwe Schmalenbach

In der nächsten Ausgabe der „Zeit für Brot“ geht der Besuch in der Hamburger Rösterei weiter! Dann lernen die echten Bäcker bei Darboven, dass die Deutschen alles Tee nennen, „wo sie heißes Wasser draufgießen – außer Hühnersuppe“, wie es die Leiterin der Teeabteilung scherzhaft formuliert.