„Das ist ein Geschenk!“

„Das ist ein Geschenk!“
Im Damm, auf dem die Sträucher stehen, verläuft ein Schlauch, der Wasser und Dünger punktgenau an jede einzelne Pflanze liefert.

Ab sofort ist Himbeer-Zeit!“ Auf diesen Hinweis freuen sich die Huth-Kunden von Hadamar bis Hattersheim im Frühsommer. Ingrid Hülskemper-Toews macht Dominique Huth bei dessen Besuch ihrer Himbeeranlage große Hoffnungen: „Also, normalerweise geht es in der dritten Juni-Woche los. Doch bei diesen warmen Temperaturen der letzten Tage kann es fast jeden Moment soweit sein.“

Wenn „es soweit“ ist, bedeutet das, dass stets frisch gepflückte, leuchtende Früchte der Sorten „Tulameen“ und „Glen Ample“ zur Backstube am Schlag geliefert und unmittelbar nach der Ernte zum „Himbeertraum“ werden. In den vergangenen 13 Jahren hatte Ingrid Hülskemper-Toews ihre Sträucher liebevoll im Limburger Stadtteil Ahlbach gehegt und gepflegt („Zeit für Brot“ berichtete). „Das ist schon ungewöhnlich lange für eine Himbeeranlage“, betont die Expertin. Nun sei es an der Zeit gewesen, einen anderen Platz zu suchen, die kleinen „Babys“, wie sie die jungen Pflanzen nennt, in einen frischen Boden zu bringen und ebenso mit frischen Sträuchern zu starten.

Bauernhof

„Das ist ein Geschenk!“
Ingrid Hülskemper-Toews macht Dominique Huth bei dessen Besuch ihrer Himbeeranlage große Hoffnungen.

Der neue Platz liegt herrlich: Wenn man aus Lindenholzhausen herausfährt, die A 3 passiert, dem Verlauf der kleinen Mensfelderstraße folgt, die die B 8 mit der B 417 verbindet und sich außerhalb des Ortes durch sattgelbe Rapsfelder und saftig grüne Wiesen schlängelt, dann erblickt man vor sich an einer sanften Anhöhe einen ebenso gelb leuchtenden, frisch getünchten Bauernhof. Es ist der von Franz-Georg Kaiser, der bereits auf der Gemarkung Niederbrechen liegt. „Kaiserliche Himbeeren“ seien es jetzt, scherzt Hülskemper-Toews. Drei Hektar groß ist die Fläche, die sie vom Landwirt bekommen hat, um ihrer Leidenschaft nachzugehen; zwei seien davon in diesem Jahr in der Beerntung. Um die kümmern sich die Chefin und zwei Mitstreiterinnen gerade intensiv, lassen Netze über dem Laub herab: „Das sind eigentlich Chrysanthemen- Netze“, erklärt Hülskemper-Toews. „Sie schützen bei Wind, so dass die Äste und Blätter nicht zu sehr herumgewirbelt werden. Außerdem können die Triebe durch die großen Maschen wachsen, jeder hat seinen Platz und wird gut belüftet.“ Es sei effektive Krankheitsvermeidung, wenn man Nässe auf den Pflanzen mit der natürlichen Kraft des Windes verhindere.

„Das ist ein Geschenk!“
„Die Himbeere ist eine weibliche Kultur“, schmunzelt Ingrid Hülskemper-Toews.

Da die Himbeere generell sehr sensibel auf die Wasserführung reagiere, wie die Agrar-Ingenieurin ausführt, sind ihre Himbeeren als „Damm-Kultur“ angelegt. Die alle 30 Zentimeter gesetzten Sträucher stehen erhöht auf einem Wall und somit bei starkem Regen nicht in „sumpfigem“ Boden. „Es ist eine tiefe Freude, die wir hier empfinden“, entfährt es Ingrid Hülskemper-Toews, während sie ihr Werk so vorstellt. Man merkt schnell: Es ist wahrlich eine Leidenschaft, und ihre Aussage, dass die Maximierung einer Ertragsmenge für sie nie im Vordergrund gestanden habe, nimmt man ihr sofort ab. Ohnehin sei die Bäckerei Huth der einzige große Kunde; daneben kommen Fans besonderer Früchte zum Selbstpflücken. Alles beschaulich, gemütlich, familiär. Und köstlich, wie jeder weiß, der die Hülskemper- Toews-Himbeeren je auf einem „Himbeertraum“ kosten durfte! „Nun ja“, unterstreicht die Fachfrau, „ich habe bei der Sortenwahl die Kriterien Geschmack, Fruchtgröße und Krankheitsanfälligkeit zu Grunde gelegt.“ Die optimale Kombination daraus sei in ihren Sorten „Tulameen“ und „Glen Ample“ vereint, wobei letztere ohne Dornen und rund wachsen, während die zweite Sorte Dornen aufweist und eher längliche Früchte hat. „Es sind die beiden bestschmeckenden Sorten.“

Himbeer-Kette

Um den Hals trägt die engagierte Himbeer-Bäuerin – natürlich – eine „Himbeer-Kette“: Zwischen Perlen sind darauf gläserne Früchte und Blättchen in rot und grün aufgereiht. „Das war ein Geschenk meiner Schwiegermutter zu meinem Fünfzigsten“, verrät Hülskemper-Toews und spricht nach einer kurzen Pause von einer ganz anderen Art von Gabe: „mit der Natur zu arbeiten…“, schwärmt sie weiter, „und wenn dann im Sommer alles reif ist: das ist ein Geschenk!“

Quelle: Zeit für Brot Ausgabe 10