Ausbildung als Konditorin: Freude an der eigenen Arbeit

„
Dreamteam

Ausbildung beim echten Bäcker Huth führt Teresa und Thalia zu Spitzenresultaten
Was darf ins Speiseeis? Wie entsteht eine Brandmasse? Welche Zutaten braucht es für Kuvertüre? Es ist neben praktischen Fertigkeiten eine Menge theoretisches Wissen erforderlich, um die Abschlussprüfung zur Konditor-Gesellin an der Käthe-Kollwitz-Schule in Wetzlar, einem Beruflichen Zentrum für Ernährung, Gesundheit, Körperpflege, Sozialwesen, zu bestehen. Dort hat Teresa Wagner ihre Ausbildung erhalten – begleitend zur praktischen Arbeit in der Konditorei am Schlag in Limburg.

Verfeinerung
„Generell habe ich ein Jahr vorher angefangen, zu lernen und für die Prüfung zu üben“, erzählt die aus Scheidt Stammende. Da sei nicht nur viel auswendig zu lernen gewesen, sondern ebenso akribische Vorbereitung und immer wieder vorgenommene Verfeinerung ihrer Ideen für den praktischen Teil der Prüfung nötig gewesen – der durchaus umfänglich ausfiel: Im Herbst vergangenen Jahres bekam die inzwischen frisch „gebackene“ Gesellin ihr Prüfungs-Thema „Impressionen in Form und Farbe“ genannt. Darunter wählte die 20-Jährige das Unterthema „Märchenwald“.

Was idyllisch klingt, erforderte einigen Aufwand und viele gute Ideen: Eine Formtorte, drei Sorten Pralinen, drei verschiedene Desserts sowie ein herzhafter Snack „in groß“ als auch als Fingerfood-Variante musste sich die junge Frau ausdenken und in der Prüfung vor der dreiköpfigen Jury (darunter der hessische Landesinnungsmeister Andreas Vogel aus Braunfels) vorführen.

An den Wochenenden und ebenso an ihrem Arbeitsplatz in der Bäckerei Huth, wo man ihr die Zeit dafür gab, übte Teresa Wagner eifrig – und erhielt viel Unterstützung und manchen guten Tipp von Konditoreileiterin Doreen Schülke. So entstand etwa eine mit Holunderblütenbuttercreme, Waldfruchtcreme und Vanille gefüllte und mit Biskuitböden aufgebaute Torte, auf der der Froschkönig thront und an deren Seiten „Gräser“ aus der Zuckermasse Fondant „wuchsen“ – umgeben von waberndem Nebel aus Trockeneis! Ebenso eindrucksvoll Teresas weitere Kreationen von den „Himbeerdiamanten“ aus „Aladins märchenhaftem Schatz“ bis hin zu den als „Schneewittchens Zauberapfel“ gestalteten Apfeltörtchen, die unter anderem aus einer Zitronenmelissen-Minzmasse bestanden und von den Prüfern besonders gelobt wurden.
„Das war schon alles viel Arbeit“, räumt die junge Konditorin ein. „Ich bin froh, dass ich ein Jahr vor der Prüfung mit den Vorbereitungen angefangen habe – so kam ich nicht in Stress.“ Insgesamt sei das an der Berufsschule Verlangte schaffbar gewesen. „Man braucht halt Übung und Geduld“, beschreibt Teresa Wagner bescheiden, obwohl ihr Abschlusszeugnis einen großartigen Durchschnitt von 1,5 aufweist – während aus ihrer Klasse indes zwei Mitschüler in der praktischen Prüfung durchgefallen sind.

Gesellenprüfung
Bis sie ihrerseits vor diesem beruflichen Schritt, der Gesellenprüfung, steht, hat Thalia Leyser noch zwei Jahre Zeit. Die zunächst je zwei Jahre in München und Idstein Lebende wohnt heute in Steinefrenz im Westerwald und absolviert ebenfalls eine Ausbildung zur Konditorin in der Bäckerei Huth. Zwar hätte ihr Vater es ursprünglich lieber gesehen, wenn die Abiturientin ein Studium aufgenommen hätte, doch sie interessierte sich unumstößlich fürs „süße Fach“ und wollte etwas Praktisches, Handwerkliches tun. „Wenn ich heute zu Hause etwas mache, findet mein Vater das inzwischen doch ganz gut – und lecker“, zwinkert die Auszubildende. Und auf die Frage, ob der Verlauf ihres ersten Lehrjahres sie nun noch zusätzlich in der Entscheidung bestärkt und motiviert habe, sagt sie nur lachend: „Ja!“ Wen wundert es – hat die 21-Jährige im Zeugnis nach dem ersten Jahr an der Berufsschule doch eine glatte „Eins Komma Null“ erreicht.

„
Beeindruckend in der Optik, kreativ umgesetzt und handwerklich hevorragend ist Teresa Wagners Beitrag „Im Märchenwald“ ausgefallen und entsprechend gut bei der dreiköpfigen Prüfungs-kommission angekommen.

Die Freude an der eigenen Arbeit haben die zwei jungen Frauen sich dadurch allerdings nicht nehmen lassen. Im Gegenteil: „Ich habe jetzt noch mehr Spaß als zu Beginn der Ausbildung“, schildert Thalia Leyser. „Inzwischen weiß ich, was ich da tue, und es wird immer besser.“ Teresa Wagner nickt zustimmend und hebt hervor: „Für mich hätte es ohnehin nie etwas anderes gegeben als Beruf – ich wollte unbedingt Konditorin werden!“
Nun, den Gesellenbrief hierfür hat sie nun „in der Tasche“. Doch auf dem Erreichten ruht sich die Fachfrau keineswegs aus. Sie hat weitergehende Pläne: „Meister auf jeden Fall“, verrät Teresa, die ihre Kollegen nur liebevoll „Resi“ rufen, über ihre weiteren beruflichen Zielen, „aber vorher möchte ich noch zwei, drei Jahre ins Ausland.“

Zukunft
Thalia Leyser blickt ebenfalls bereits in die Zukunft und betont: „Ich würde nach der Lehre schon gerne bei Huth bleiben, wenn alles passt.“ Das Team, die Stimmung am Arbeitsplatz, die Hilfe von Konditoreileiterin Doreen Schülke wie von Gesellin und Kollegin Teresa Wagner motivierten sie zusätzlich. Wobei letztere verdeutlicht: „Es lernen übrigens nicht nur Azubis von den Gesellen – sondern auch andersrum.“
Während die beiden Konditorinnen das alles berichten, hat man beinahe das Gefühl, dass der Froschkönig auf seiner wasserblauen Holunder-Waldfrucht-Torte mit Vanille die ganze Zeit begehrlich auf die benachbart präsentierten Maracuja-Trüffel-Pralinen schielen würde, die eine weitere Kreation Teresa Wagners in ihrer so erfolgreichen Prüfung gewesen sind…
Text: Uwe Schmalenbach