Der Bahnhof ist ihr „Zuhause“

Als Teamleiterin hat Silke Wirfler viel zu tun. „Die Bestellungen laufen
zum Beispiel in der Regel über mich“, erklärt sie. Die Verantwortung, die sie trägt, erfülle sie mit viel Stolz.

Dass sie einmal in einer Bäckerei arbeiten würde – genauer im „Café 364“, das sich im Limburger Hauptbahnhof befindet – hat Silke Wirfler früher wohl nie gedacht. Bevor die 46-Jährige Verkäuferin beim echten Bäcker wurde, beschäftigte sich die gelernte Einzel- und Großhandelskauffrau nämlich noch mit ganz anderen Dingen. In einem eigenen Nagelstudio manikürte sie drei Jahre lang die Hände zahlreicher Kunden. Und schon bei dieser Tätigkeit stellte sie fest, was für ihre heutige Tätigkeit nicht an Gültigkeit verloren hat: „Der enge Kontakt zu den Leuten –der ist für mich das Wichtigste.“

Unterschiedlichste Menschen seien damals zu ihr gekommen, um sich die Fingernägel von der gebürtigen Limburgerin verschönern zu lassen. „Mir hat das einfach Spaß gemacht“, begründet Silke Wirfler die Selbstständigkeit, zu der sie sich seinerzeit eher spontan entschieden hatte. Das Nagelstudio betrieb sie – damals in Dornburg lebend – zu Hause. „Und es lief anfangs wirklich super, ich hatte ganz viele Stamm-kunden.“ Nach drei Jahren beendete sie jedoch diese Arbeit und fand eine neue bei einem Telekommunikationsunternehmen.

Außendienst
Dort war sie die folgenden zwei Jahre im Außendienst tätig. „Das war Kaltakquise und echt nicht ohne“, erinnert sich die heutige Huth-Verkäuferin. „Wir fuhren mit mehreren Leuten Gegenden an, in denen Anwohner mit Internet unterversorgt waren. Und dann ist man von Tür zu Tür gegangen.“ Schließlich sei sie „ins kalte Wasser geworfen worden“, wie sie rückblickend erkennt: „Ich wurde mit einem Auto, Listen und Verträgen ausgestattet und habe dann allein bei den Anwohnern geklingelt. Das war nicht leicht und hat mich schon ein bisschen geprägt.“

Missen möchte sie die Erfahrung nicht. Durch diese Beschäftigung habe sie immerhin viel über Menschen gelernt und über den Umgang miteinander. Was ihr in ihrem jetzigen Beruf zugutekomme.

Ehe sie schließlich zu Huth wechselte, arbeitete sie zunächst für eine andere Bäckerei. Die Tätigkeit machte ihr dort zwar von Anfang an Spaß. Doch einen Wermutstropfen gab es: „Da war die Personalpolitik nicht so, wie ich sie mir gewünscht hätte“, erinnert sie sich. „Mein Freund hatte dann immer die Anzeigen von Huth gesehen und jedes Mal gesagt: ,Bewerbe dich doch da mal.‘ Aber man verändert Dinge ja nicht gerne einfach so.“ Irgendwann rang sie sich allerdings dazu durch. Auch, weil sie immer davon geträumt habe, beruflich mehr zu erreichen. „Ich wollte vorwärts kommen“, blickt Silke Wirfler zurück und lacht: „Man wird ja auch nicht jünger.“

Kurz nach ihrer Bewerbung beim echten Bäcker kam prompt die ersehnte Rückmeldung. „Der Herr Huth hatte mich persönlich angerufen. Das hat mich wirklich total beeindruckt. So ein Verhalten kannte ich bis dahin ja gar nicht“, er-zählt die 46-Jährige. „Ich habe ihm gleich gesagt, dass ich mich gerne entwickeln möchte.“ Und dieses Ziel sei seit ihrer Einstellung stets gefördert worden.

Teamleiterin
Heute arbeitet Silke Wirfler im „Café 364“ im Limburger Hauptbahnhof und erstellt als Teamleiterin Dienstpläne oder kümmert sich um Bestellungen.

Vor einiger Zeit absolvierte sie eine Fortbildung zur Hygiene-beauftragten und leitet als solche künftig Schulungen ihrer Kollegen. „Ich bin super dankbar, dass der Chef mir das ermöglicht hat“, resümiert sie sichtlich gerührt.

Nach den verschiedenen Aufgaben und Arbeitsstätten, die sie in der Vergangenheit durchlief, fühlt sie sich nun endlich angekommen. Und erhält den persönlichen, nahen Kontakt, nach dem sie sich in ihrer vorherigen Stelle so gesehnt hatte. „Früher, in dem alten Bäckerbetrieb, haben wir den Chef höchstens einmal im Jahr bei der Weihnachtsfeier gesehen. Aber Herr Huth war gleich so sympathisch und toll. Und dazu auch ganz bodenständig, nie von oben herab“, betont sie lächelnd. „Wenn mal irgendetwas ist, dann sind die Huths immer für einen da und nehmen sich Zeit.“
Nicht nur das herzliche Mit-einander ist es aber, das die 46-Jährige so begeistert. Es sei zudem der hohe Anspruch, durch den in der Backstube am Schlag einmalige Produkte entstehen würden. „Das ist noch ein richtiger Bäcker. Da ruht der Teig, da wird alles eigens angerührt, die Zutaten wie etwa die Himbeeren sind absolut frisch.“ Jedes Produkt werde so einzig-artig, meint Silke Wirfler. Das wirke sich positiv auf das Aroma aus. „Man schmeckt einfach, dass wir nur gute Butter nutzen. Das Brot riecht ganz anders. Ich habe das vorher nie so gewusst. Aber wenn man dann hier arbeitet, entwickelt man einen an-deren Respekt für diese Dinge.“ Dies sei der Grund, warum sie im Bekanntenkreis gerne erzähle, dass sie bei einem „echten Handwerksbäcker“ arbeitet. „Denn wo gibt es das heute schon noch? Da bin ich richtig stolz drauf.“

Mit Menschen reden, Kunden beraten: Der persönliche Kontakt steht für die 46-jährige im Vordergrund.

Bewusstsein
Die Kunden der Bäckerei Huth, da ist sich die fröhliche Verkäuferin sicher, wüssten dies ebenfalls zu schätzen. Sie bemerke ein großes Interesse an Zutaten und Zubereitung. Einige Käufer erführen gerne etwas über Inhaltsstoffe. „Ich glaube, die Leute leben immer bewusster. Das merke ich schon. Morgens kommen viele Schüler zu uns, die sich ein Brötchen holen. Zu meiner Zeit wären das noch billig gemachte Schokocroissants gewesen“, merkt Silke Wirfler lachend an. „Unsere Produkte kann man bedenkenlos essen. Diese ganzen chemischen Zusatzstoffe gibt es bei uns nicht.“
Ein Verständnis für den Wert von Lebensmittelqualität ist der Huth-Mitarbeiterin sehr wichtig. „Manche laufen mit einem Handy für 1.000 Euro herum und sind zu geizig, für ein gutes Brot vier Euro auszugeben“, wundert sie sich kopfschüttelnd. Ihr sei es seit Beginn ihrer Tätigkeit beim echten Bäcker ein An-liegen gewesen, die Produkte sowie die Arbeitsprozesse kennen zu lernen. Daher verbrachte sie einmal eine Nacht in der Backstube und sah bei der Her-stellung der Brote, Brötchen und Kuchen zu. „Das war so beeindruckend. Die Abläufe, die Technik. Das ist noch echtes Handwerk. Da bekommt man einen ganz anderen Blickwinkel, was die dort leisten.“
Zu ihren persönlichen Lieblingsbackwaren zählt Silke Wirfler das „Kartoffel-Karotten-Kürbis-Brot“. „Das essen wir zu Hause fast nur“, erzählt sie. „Und den ,Körnerdiamanten‘ mögen wir auch sehr gerne.“

Rückzugsort
Bei all der Hektik, die Silke Wirfler durch ihre Arbeit im „Café 364“ täglich am Limburger Hauptbahnhof erlebt, kann sie sich privat auf ihren Rückzugsort verlassen: Seit vielen Jahren lebt sie mit ihrem Partner in der beschaulichen Westerwälder Ortsgemeinde Salz. Und dort kann sie so richtig aus-spannen. „Da ist es schön ruhig, und das habe ich in meiner Freizeit schon ganz gerne mal.“ Früher, überlegt die Verkäuferin, habe sie öfter das Nachtleben genossen. „Aber ich brauche das jetzt nicht mehr so. Ich bin nicht mehr der ,Rambazamba‘-Mensch. Ich verbringe lieber Zeit mit meinem Freund, fahre an den See, gehe essen.“ Es seien die kleinen Dinge des Lebens, die sie schätze. Ausflüge, ein Spaziergang durch die malerische Limburger Altstadt oder einen Einkaufsbummel mit ihrer Tochter.
Apropos: Diese tritt mittler-weile in die Fußstapfen der Mutter und arbeitet seit einigen Monaten ebenfalls bei der Bäckerei Huth. „Und jetzt drehen sich unsere Gespräche fast nur noch um den Verkauf“, gibt Silke Wirfler schmunzelnd zu. Auch mit ihren anderen Kolleginnen unternehme sie desöfteren etwas. Die Atmosphäre bei Huth sei stets freundschaftlich, gelöst und familiär. „Es passt einfach alles. Ich freue mich immer, zur Arbeit zu gehen“, lächelt Wirfler. Denn so wohl sie sich auch daheim in Salz fühle, eines könne sie nicht leugnen, wie sie voller Überzeugung bekennt: „Der Bahnhof ist einfach mein Zuhause.“

Fotos: De Wit.