„Ich bin lebendes Inventar“

„Ich bin lebendes Inventar“
Gerhard Faxel steht kurz vor der Vollendung seines 40-jährigen Betriebsjubiläums

Im Juli 1978 nahm er seine Arbeit bei der Bäckerei Huth auf. Zunächst in der Verwaltung. Doch dann fand Gerhard Faxel seine wahre Bestimmung, der er bis heute nachgeht: Als Auslieferungsfahrer bringt er die Backwaren frisch von der Backstube in die Bäckereifachgeschäfte. „Die meisten unserer Bäcker waren noch nicht einmal auf der Welt, als ich hier angefangen habe“, lacht der 63-Jährige.

Zunächst war der gelernte Groß- und Einzelhandelskaufmann bei einem Holzgroßhandel angestellt. „Doch ich besuchte öfters meinen Vater, der früher bei Huth Bäckermeister war. Als dann jemand für die Verwaltung gesucht wurde, fragte mich der damalige Chef Heinz Huth, ob ich mich beruflich verändern möchte.“ Diese Chance nutzte Faxel, und so nahm er am 1. Juli 1978 die neue Tätigkeit auf. „Und von Anfang an sprang ich auch hin und wieder beim Ausliefern ein. Aber als das immer mehr zunahm, war mir klar: beides zusammen geht nicht“, erzählt der im Limburger Stadtteil Blumenrod Lebende. Er entschied sich dazu, ausschließlich die Huth-Backwaren zu den Fachgeschäften zu fahren. Von 23 Uhr bis acht Uhr morgens ist er dann unterwegs.

Besonderheit

„Ich bin lebendes Inventar“
In seiner Wahl-Heimat kennt Gerhard Faxel sich bestens aus. Seine Touren führen den Fahrer unter anderem zu den Bäckereifachgeschäften in Ennerich, Offheim oder Idstein. Fotos: Schmalenbach

Ein anderer Job kam ihm seitdem nie mehr in den Sinn. „Und heute gibt es bei uns keinen, der länger hier arbeitet als ich. Ich bin sozusagen lebendes Inventar“, scherzt der Fahrer. In einer Zeit, in der gerade junge Menschen häufig den Arbeitsplatz wechseln, ist der gebürtige Haintchener somit eine echte Besonderheit! „Man muss seine Arbeit doch mögen. Und das ist bei mir der Fall, sonst wäre ich auch nicht seit 40 Jahren dabei.“ Außerdem sei das echte, alte Bäckerhandwerk für ihn die einzige Option: „Ich finde es gut, wenn man weiß, was man auf dem Tisch hat.“

In vier Jahrzehnten hat der Wahl-Limburger natürlich auch den Wandel des Unternehmens miterlebt. „Ich habe mitbekommen, wie mit der Zeit viele neue Fachgeschäfte entstanden sind, was sehr aufregend war“, verdeutlicht er beispielsweise. Sascha und Dominique Huth, die den Betrieb mittlerweile leiten, hat er im Gegensatz zu seinen Kollegen schon als Kinder kennengelernt. „Ich habe die beiden früher sogar manchmal in den Kindergarten gefahren“, erinnert sich Faxel sichtlich gerührt. Jene kleinen Jungs von damals sind heute seine Chefs, was der 63-Jährige richtig gut findet. Häufig würden sie noch gemeinsam in Erinnerungen schwelgen, wenn sie sich sehen. „Wir gucken uns zum Beispiel manchmal zusammen alte Fotos an. Es gibt noch eins, auf dem mein Vater in der Backstube steht, und neulich entdeckten wir ein Bild, auf dem ich an meinem ersten Arbeitstag zu sehen bin.“

Treue

Dass dieser Tag nun schon so lange her ist, er seit vier Jahrzehnten dem echten Bäcker die Treue hält, macht Gerhard Faxel ausgesprochen stolz. „Es ist eine sehr alte Firma mit großer Tradition. Ich bin zufrieden mit dem, was ich mache.“ Ihm sei es schon immer darum gegangen, sein Leben mit Sinn zu füllen. „Ich möchte nichts verpassen, meine Zeit nicht vergeuden, sondern so gut nutzen, wie ich kann.“ Wie ernst er dieses Motto nimmt, beweist der baldige Jubilar nunmehr seit 40 Jahren, in denen er bereits Tage als auch Nächte einem Betrieb widmete, „mit dem ich mich absolut identifiziere!“

Text und Fotos von Uwe Schmalenbach.