Ein Traum aus Himbeeren

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Ingrid Hülskemper-Toews

Als Ingrid Hülskemper-Toews am Arnsdorfer Hof in Limburg-Ahlbach 2004 mit ihren ersten Himbeeren startete, hätte sie wohl niemals vermutet, wie sehr sie die Menschen – und die Bäckerei Huth nebst deren Kunden – erfreuen, ja bereichern würde durch ihr Vorhaben. Zweieinhalb Hektar voller sattgrüner Reihen mit prächtigen Himbeersträuchern bewirtschaftet sie mittlerweile vor den Toren Limburgs. Und auch in dieser Saison ist der echte Bäcker Huth der einzige Verarbeiter, dem die aromatischen Früchte geliefert werden. Darüber hinaus können nur „Selbstpflücker“ die hier wachsenden „Tulameen“ und „Glen Ample“ genießen.

„Wir werden jetzt eine Schattierung einbauen aufgrund der Erfahrungen mit den hohen Temperaturen im letzten Jahr“, erklärt die Gärtnerin, während sie ein grünes Netzgewebe abrollt. Bei über 35 Grad Celsius hätten die begehrten Früchte 2019 zum Teil sogar „Sonnenbrand“ bekommen, wurden dadurch weiß. „Dieses Netz hier, das wollen wir vor die Reihen spannen, was eine 35-prozentige Schattierung bringt.“

Brunnen
Ihre Liebe zu ihren Himbeeren, die ständige Suche nach Optimierung, Erweiterung, nach einmaliger Qualität sprechen aus jedem Satz Ingrid Hülskemper-Toews, die seit 2018 neue Flächen auf der Gemarkung Niederbrechen, nahe Lindenholzhausens bewirtschaftet („Zeit für Brot“ berichtete). So hat sie dort, zum Beispiel, inzwischen einen eigenen Brunnen. „Der ist Gold wert“, sagt die Gärtnerin und Absolventin eines Gartenbaustudiums. „Denn ohne bei der Bewässerung unabhängig zu sein von der Witterung, könnte ich diese Qualität der Früchte gar nicht bieten.“ Alle 30 Zentimeter entlang der Strauch-Reihen lässt ein „Tropfer“ 1,6 Liter Wasser je Stunde an die Pflanzen. „Himbeeren haben in den obersten 30 Zentimeter des Bodens ihre Wurzeln“, ergänzt die Fachfrau. An tiefere Regionen, in denen eventuell mehr Wasser im Boden gespeichert ist, kommen sie demnach nicht heran.

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Ingrid Hülskemper-Toews und ihr Ehemann Burkhardt (links) – er hat Agrarwissenschaften studiert – hängen gemeinsam mit Dominique Huth ein erstes Netz auf, das Schatten spenden soll.

Spinne
Nur etwa einen halben Millimeter groß, lebt sie bevorzugt auf und von Pflaumen, Birnen, Äpfeln, Wein oder eben Himbeeren: die „Rote Spinne“ kann verschiedene Obst- und Ziergehölze befallen und entsprechend schädigen. Damit die wundervollen Himbeerpflanzen Ingrid Hülskemper-Toews‘ gesund wachsen und ihre roten, prallen Früchte ausbilden können, hat die Gartenbauwissenschaftlerin in diesem Jahr Tausende ebenfalls winzig kleiner Helfer im Einsatz: Alle paar Meter hängt ein Tütchen zwischen den grünen Blättern, das an eine Senf- oder Ketchup-Tube in einem Fast-Food-Restaurant erinnert. Darin seien jeweils 100 Raubmilben, erläutert die Himbeer-Liebhaberin. Die Nützlinge seien „schnell und arbeiten gegen die Rote Spinne“ – als biologischer Schädlingsschutz.

Reife
Mit solchen Maßnahmen und dem Umstand, dass auf dem Feld die Früchte ausnahmslos genau dann geerntet werden, wenn sie wirklich reif sind, bekommt Hülskemper-
Toews die Qualität hin, die Kenner immer wieder zum Selberpflücken anzieht. Denn, das verrät die Expertin, andere, im Handel befindliche Himbeeren würden zuweilen wohl eher unreif geerntet, da die modernen Lebensmittel-Lieferketten eben keine Pausen oder Wartezeiten zuließen. „Doch dann ist die Qualität nicht gleich gut; weil die Beere erst auf dem Transport reift. Aber dabei bildet sich nicht der volle Geschmack aus.“

Der echte Bäcker Huth ist der  Einzige, der neben den „Selbstpflückern“ die Beeren bekommt. In der Konditorei wird daraus der „Himbeertraum“.

Wie anders die Philosophie auf dem Himbeerfeld am „Wendelinushof“ ist, der zu Brechen gehört, davon berichtet Dominique Huth: „Es kann sein, dass sie anruft und sagt: ‚Ich habe heute nichts‘! Dann können wir auch keine Früchte zu unserem ‚Himbeertraum‘ verarbeiten, weil die erst wieder ein, zwei Tage bis zur optimalen Reife brauchen.“
Man könnte noch so vieles mehr erzählen von einem jedes Mal aufs Neue wahnsinnig interessanten Besuch auf dem Himbeerfeld bei Lindenholzhausen; von dem beeindruckenden Detailwissen, das Hülskemper-
Toews hat, von Roten Spinnen und „raubenden“ Milben, von Sonnenschutzmaßnahmen, Bewässerungsstrategien oder Himbeersorten. Doch eigentlich beschreiben zwei Sätze der Himbeer-Expertin es am allerbesten: „Der Kunde kommt gerne hier her“, schildert Ingrid Hülskemper-Toews ihre Beobachtungen, „genießt die Atmosphäre auf dem Feld, in den Reihen, zwischen den Sträuchern. Es gibt welche, die kommen jeden Tag und pflücken sich frisch 500 Gramm…“.

Tja, und daneben gibt es diesen außergewöhnlichen Himbeergenuss wohl nur in Form des „Himbeertraums“ in den Fachgeschäften der Bäckerei Huth.

Mehr Infos zu den Himbeeren: https://das-himbeerfeld.de/