Im Büro mit Anja Skovran-Schmitt

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Immer ein Lächeln im Gesicht

Manchmal fährt Anja Skovran-Schmitt an einem Samstag mit ihrem Mann in die Limburger Innenstadt und setzt sich ins Bäckereifachgeschäft in der Werner-Senger-Straße. Denn nicht selten trifft die freundliche Hessin, die beim echten Bäcker in der Verwaltung tätig ist, bei einem solchen Ausflug auf alte Bekannte: Kunden, die sie „von früher“ kennt. Einst stand Skovran-Schmitt nämlich selbst noch hinter der Theke.

Für Anja Skovran-Schmitt gibt es in der Bäckerei Huth immer viel zu tun. „Ich kümmere mich um Bestellungen, Rechnungswesen und -kontrolle, Überweisungen. Das sind Bereiche, die ich übernehme“, beschreibt die Verwaltungsmitarbeiterin ihren Büro-Alltag. Ihre Aufgaben teilt sie sich mit Lena Wandura, die in dem Limburger Betrieb eine Ausbildung als Kauffrau für Büromanagement absolviert. Gemeinsam seien sie ein eingespieltes Team, schwärmt Skovran-Schmitt: „Sie ist eine große Hilfe. Wir ergänzen uns sehr gut.“ Das sei auch wichtig, gehe es doch manches Mal ganz schön hektisch zu.
Zahlreiche Dinge müssten täglich organisiert werden – und das meist recht zügig. Doch egal, wie stressig es ist: Ihre Tätigkeit würde die Fleißige nie missen mögen, sie bereite ihr viel Spaß. „Ich arbeite hier, als wenn es mein eigener Laden wäre. So bin ich einfach gestrickt. Ich liebe meinen Beruf. Ich liebe es, zu arbeiten.“

Bäckerfamilie
Warum sie sich mit ihrem Job und dem Limburger Unternehmen so gut identifizieren kann, liegt für Skovran-Schmitt auf der Hand: „Ich stamme selbst aus einer Bäckerfamilie“, erzählt die aus Dehrn Stammende. 14 Fachgeschäfte hätten zu dem Unternehmen ihrer Eltern gehört. Dehrn, ein Stadtteil von Runkel, ist bis heute der Wohnort der heimatverbundenen Huth-Mitarbeiterin. Auf Wunsch ihres Vaters erlernte Skovran-Schmitt einst „pflichtbewusst“ in Wiesbaden den Beruf der Bäckereifachverkäuferin. Mit ihrem Ex-Mann führte sie den elterlichen Betrieb später sogar. „Ich habe das komplette Paket, das zur Leitung der Bäckerei gehörte, gemacht: Rechnungen, Lohnabrechnungen, Kommission, Bestellungen. Ich war auch Fahrerin. Ein ,Mädchen für alles‘“, berichtet die 61-Jährige. Dies habe sie so lange fortgesetzt, bis sie sich vor rund zwei Jahrzehnten neu orientieren wollte und sich dafür bei Bäckereien als Verkäuferin bewarb.
Was habe sie da für negative Erfahrungen gemacht! „Keinen richtigen persönlichen Kontakt, keine Herzlichkeit“ habe sie in manchen Bewerbungsgesprächen erfahren. „Und dann kam ich zu Huth“, strahlt Anja Skovran-Schmitt. „Das war etwas anderes!“ Als sie eingestellt wurde und fortan zum Team des echten Bäckers gehörte, sei sie sehr glücklich gewesen. Insbesondere mit den Stammkunden im Bäckereifachgeschäft in der Werner-Senger-Straße verband die dort Tätige ein enges Verhältnis.

Ernüchterung
Doch eine Schulterverletzung sollte die Verkäuferin vor wenigen Jahren ausbremsen: Wegen ihrer gesundheitlichen Probleme konnte Skovran-Schmitt ein Jahr lang nicht arbeiten. Eine harte Zeit für die zupackende Hessin. „Ich musste zu Hause bleiben. Und dabei bin ich eigentlich ein ,Schaffer‘“, hebt die Dehrnerin hervor. Als sie schließlich an ihren Arbeitsplatz zurückkehrte und versuchte, ihre Tätigkeit wieder aufzunehmen, folgte die nächste Ernüchterung: „Da habe ich gemerkt: Ich kann nicht mehr im Laden arbeiten. Das ging einfach nicht mehr.“ Die Verletzung machte es ihr unmöglich, ihren Beruf als Verkäuferin weiter auszuüben.
Doch Anja Skovran-Schmitt ließ sich davon nicht unterkriegen. Zeitgleich hatte sie gehört, dass im Büro des echten Bäckers eine Stelle frei geworden sei, die auszuüben sie sich durchaus zutraute – Erfahrung mit Verwaltungsarbeit hatte sie durch den elterlichen Betrieb schließlich allemal! Also fragte sie Dominique Huth, ob sie es versuchen dürfe. Und der Brotsommelier willigte ein. An die neue Aufgabe gewöhnte sich Skovran-Schmitt schnell: „Das war ja für mich alles nicht fremd.“ Sie habe es nur mit dem schnellen Tippen nicht immer leicht, schmunzelt sie.

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Der tägliche Arbeitsplatz

Rührung
Wenn sie daran zurückdenkt, wie unkompliziert ihr Wechsel vom Verkauf in die Verwaltung dereinst war, wie selbstverständlich die Bäckerei Huth sie nicht im Stich ließ, empfindet Anja Skovran-Schmitt große Rührung. Natürlich habe sie sich damals mit vielen Ängsten konfrontiert gesehen. „Ich habe mich gefragt: Wie geht’s jetzt mit mir weiter? Ich bin doch zu jung, um in Rente zu gehen“, erinnert sie sich. Dass ihr der Übergang ins Huth-Büro so leicht gemacht wurde, sei eine riesige Erleichterung gewesen. „Das Tollste war, dass Dominique Huth gar nicht lange überlegen musste. Der sagte sofort: ,Ja, natürlich machen wir das!‘ Da bin ich schon sehr dankbar.“

Gesellschaft
Den Kontakt zu Menschen, den sie bereits als Verkäuferin so geliebt habe, genießt Anja Skovran-Schmitt heute ebenso, nur auf andere Weise. Das Telefon klingele häufig im Büro, sei es eine Verkäuferin, die aus einem Bäckereifachgeschäft anruft, oder ein Kunde, der eine Frage habe. Auch die Bäcker kämen manchmal aus der Backstube vorbei, um von ihr etwas bestellen zu lassen. Wenn sie eine Pause einlege, leiste ihr Dominique Huth oft Gesellschaft. Und an ihrem 60. Geburtstag wurde sie „total lieb überrascht“ – das ganze Büro hatte man ihr zu Ehren geschmückt. Die Stimmung im Team sei beim echten Bäcker überaus gut, Freundlichkeit für sie selbst ein absolutes Muss, meint die Dehrnerin: „Ich versuche immer, jedem gerecht zu werden. Mit mir kann man eigentlich keinen Krach haben.“
Meistens beginnt die Natur- und Tierfreundin ihren Arbeitstag gegen viertel nach sieben in der Früh, macht sich dann bis mittags oder nachmittags ans Werk. „Wichtig ist immer: Es muss laufen. Ich gehe erst nach Hause, wenn alles erledigt ist.“ Aber eines liegt ihr am Herzen: „Montags habe ich ,Enkel-Tag‘. Da muss ich spätestens um viertel vor zwei verschwunden sein, um meinen Enkel aus der Kita zu holen. Meine Tochter verlässt sich da auf mich“, lächelt die dreifache Mutter, die sich in Kürze über ihr drittes Enkelkind freuen darf.

Option
Dass sie nach dem Rentenbeginn der Bäckerei Huth fernbleibt, ist für die lebenslustige Hessin übrigens keine Option. Da würde ihr doch irgendwann die Decke auf den Kopf fallen. „Nein, das kann ich mir definitiv nicht vorstellen! Ich bin kein Typ zum Rumsitzen“, stellt Anja Skovran-Schmitt klar. Lieber wolle sie sich weiter einbringen und helfen, wo immer sie gebraucht werde: „Ich fühle mich einfach total wohl hier bei Huth.“
Text: Andra de Wit